Tag 20 - Die Nacht eines Trolles...

Huhu! :D
Heute beziehe ich mich noch einmal auf eine der Weihnachtssagen vom 19. Dezember. Es geht um die isländische Sage, nach der 13 Trolle jede Nacht Geschenke bringen. Und einen dieser Trolle lernt ihr nun besser kennen. ;)
Die Idee selbst stammt somit also nicht von mir und auch die Informationen, die ich für die Geschichte benutzt habe, habe ich nicht verändert.
Aber nun viel Spaß mit dieser kleinen Geschichte hier (leider lässt sich die Schrift grad nicht ändern):

 

Bjúgnakrækir [bjuknakraikir]

 

Bjúgnakrækir stampfte gut gelaunt durch den tiefen Schnee. Besonders hier in den Bergen war der Schnee meterhoch. Doch in seiner Trollhaut fror er nicht. Nein, er war vielmehr froh, endlich wieder zu den Dörfern und Städten der Menschen zu kommen. Zunächst mal sah er da mal wieder etwas anderes (seine Mutter Grýla konnte etwas herrisch sein), aber vor allen Dingen gab es dort unten Wurst ohne Ende. Die Menschen hatten ihm nicht umsonst den Namen „Rauchwurststräber“ gegeben. Hach ja, geräucherte Würste waren schon etwas Feines…

Doch Bjúgnakrækir musste sich erstmal konzentrieren, den Weg aus diesen Bergen zu finden. Sein Bruder, Skyrgámur, war gestern losgezogen, um den Kindern etwas zu schenken. Er war nicht der Hellste und sein Bruder fragte sich jedes Mal, ob er überhaupt rechtzeitig unten angekommen war. Skyrgámur war ein Gierschlund, und mehr als alles andere in seinem Leben liebt er Skyr. Er beschwerte sich oft, dass dieses typisch isländische Gericht immer mehr zum Marktprodukt verkommt. Früher hatte noch jede Familie selbst Skyr hergestellt, aus einer Mischung aus Joghurt und Quark, ab besten noch mit Zucker und einem Stücken Obst. Heute gab’s das natürlich fertig im Supermarkt zu kaufen.

Bjúgnakrækir seufzte. Was sollte er denn sagen? Räucherwürste gab es doch auch immer seltener. Früher, da räucherte man, um die Lebensmittel im Winter lange haltbar zu machen. Heute gab’s auch das im Kühlregal. Einerseits war das ja gut, argumentierte Bjúgnakrækir mit sich selbst, denn so musste er nicht mehr durch den Rauchkanal zwängen, sondern kann ganz locker den Kühlschrank öffnen. Andererseits schmeckte die Wurst nun nicht mehr so intensiv… Aber, was sollte er sich grämen! Endlich kam er wieder in die Dörfer und Städte und bald würde er so satt sein, wie schon lange nicht mehr! In heller Vorfreude rieb er sich den Bauch.

 

Oh, da! Bjúgnakrækir hatte ein Lichtermeer entdeckt. Er hatte die erste Stadt erreicht. Nun durfte er keine Aufmerksamkeit erregen. Auf Zehenspitzen schlich sich der Troll an das erste Haus heran. Die Tür klickte bei der ersten Berührung und schwang nach innen auf. Der Troll kicherte leise und trat ein. Die Stube war von einigen Kerzen erleuchtet und schnell sah Bjúgnakrækir die drei Socken der Kinder, die hier wohnten. Er tapste zu ihnen und griff hinein. Sein Gesicht erhellte sich sogleich: Eine Wurst! Bei der nächsten Socke erstrahlte er so doll, dass den Kerzen um ihn herum Konkurrenz machen könnte. Da lag doch tatsächlich eine echte Räucherwurst in der Socke! Und alles für ihn! Was für ein Festschmaus! In der letzten Socke fand er noch leckere Weihnachtsplätzchen, die die Kinder vor ihn bereit gestellt hatten. Äußerst zufrieden setzte er sich auf den Fußboden und aß die Würste. Jeden Bissen kostete er genüsslich aus. Nicht immer bekam man dieses Genussmittel so freundlich dargeboten. Manchmal musste er erst den halben Kühlschrank durchwühlen, bis er eine Wurst gefunden hatte. Doch hier war der Fall eindeutig: Die Kinder waren so freundlich gewesen, da ließ er natürlich Geschenke für sie hier. Für ihn war das Ehrensache. Also holte er aus seinem Beutel ein paar wunderschöne Päckchen, die er rasch in den Socken verschwinden ließ. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er daran dachte, wie sich die Kinder am nächsten Morgen freuen würden. So leise, wie er gekommen war, verließ er das Haus auch wieder und wand sich dem nächsten zu.

Und so ergatterte er in dieser Nacht etliche Würste, ab und an sogar Räucherwürste. Doch wer ihn hier für gefräßig hält, liegt falsch. Wenn man das ganze Jahr über nur auf diese eine Nacht wartet, ist man eben hungrig!

 

Irgendwann, als der Morgen nicht mehr weit war, hatte Bjúgnakrækir alle Häuser abgeklappert und beschloss, sich nun mit vollem Magen eine gute Mütze Schlag zu gönnen. Er fand Unterschlupf in einer verlassenen Hütte. Gähnend machte er es sich bequem und schlief ein. Bis zum Januar, wenn er nach seinem Bruder wieder zurück in die Berge musste. Doch bis dahin war es ja noch ein Weilchen…

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Veri (Samstag, 21 Dezember 2013 11:26)

    Eine wirkliche niedliche Geschichte! Die Sagen von den kleinen Trollen sind total süß. Schade, dass wir in Deutschland nicht so schöne Sagen haben :/